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Gemeinsame Stellungnahme der Sportpsycholog*innen der OSPs NRW

Liebe Athletinnen und Athleten, Trainerinnen und Trainer, liebe Sportbegeisterte,

durch die aktuelle Situation mit dem Corona-Virus ist der sportliche und nicht-sportliche Alltag in einer außergewöhnlichen Form aus der Bahn geraten. Gewohnte Trainings- und Wettkampfabläufe gibt es nicht mehr und sportliche sowie auch andere Ziele (z. B. Abitur), auf die über Jahre hingearbeitet wurden, sind verschoben oder sogar abgesagt. Hinzukommen diverse, teils widersprüchliche, Meldungen über gesundheitliche Risiken und Zukunftsaussichten in Zusammenhang mit der Pandemie.

Diese Kombination aus Informationsflut, fehlender Struktur und Zielen und der „Wie geht es weiter“-Frage kann bei Athlet*innen sowie Trainer*innen zu vielen Gedanken und verschiedenen Gefühlswelten (z. B. Ängsten, Frust, Ärger, Motivationsprobleme oder Enttäuschung) führen.

Aus diesem Anlass sehen wir als OSP-Sportpsycholog*innen den Bedarf, unsere Haltung und einige Hinweise zur Bewältigung der aktuellen Krise zu beschreiben.

Wir hoffen, dass die beschriebenen Inhalte als hilfreich erlebt werden. Zudem soll darauf hingewiesen werden, dass die OSP-Sportpsycholog*innen für Sportler*innen und Trainer*innen für einen professionellen Austausch und für die sportpsychologische Arbeit in dieser Krise und darüber hinaus(z. B. an der Arbeit mentaler Fähigkeiten) über Videochat oder telefonisch zur Verfügung stehen.

Bei starken Gefühlen können wir nicht klar denken und verhalten uns eher impulsiv. Daher ist vor allem in Krisenzeiten wichtig, einmal mehr durchzuatmen, um dadurch einen klaren Gedanken und eine klare Strategie zu verfolgen und mit Gelassenheit die Situation zu meistern.

Auch wenn wir wollen und viel dafür investieren, können wir Aspekte der derzeitigen Umstände nicht kontrollieren. Akzeptieren heißt, dass ich die Situation weiterhin nicht gut finde, jedoch anstelle in einer inneren Ablehnungshaltung zu verharren meinen Blick nach vorne zu richten. Damit wir diesen Schritt jedoch gehen können, müssen wir zunächst die Situation annehmen wie sie ist. Es ist dabei hilfreich sich bewusst zu machen, welche Umstände in meiner Situation von mir gerade beeinflusst werden können und welche außerhalb meiner Kontrolle sind.

Gerade die Schließungen der sozialen und sportlichen Einrichtungen erleben viele Sportler*innen und Trainer*innen als große Einschränkung. Und das ist auch verständlich mit Hinblick auf die hohe Motivation, die diese Personengruppe für Ihre Leidenschaft aufbringt. Zugleich kann aber die Vorgabe „Stay @ home“ auch als eine Möglichkeit verstanden werden, die Entschleunigung der Gesellschaft auch für sich zu nutzen. Die entstandene Zeit könnte genutzt werden, um selbst zur Ruhe zu kommen, die Zeit mit der Familie im eigenen Zuhause bewusster zu erleben und sich von dem teils sehr stressigen Trainings- und Wettkampfkalender vollständig zu erholen.

Natürlich kann die Zeit aber auch für die Arbeit an sportlichen Baustellen genutzt werden. Endlich könnte an der störenden Dysbalance durch gezielte Stabi-Übungen gearbeitet werden. Aber auch durch Mentales Training mit Hilfe von Visualisierungen oder Videos kann dem Lagerkoller zu Hause vorgebeugt und zeitgleich an den eigenen sportlichen Fähigkeiten gearbeitet werden.

In schwierigen Situationen ist es für viele hilfreich, durch Tagesstruktur und Rituale Sicherheit zu bekommen. Dazu könnte gehören, gewöhnliche Alltagsstrukturen auch weiterhin aufrechtzuerhalten und mögliche Routinen zu pflegen oder wiederzubeleben. Gemeinsame Mahlzeiten, der morgendliche Spaziergang oder die festgelegten Zeiten für Lerneinheiten können hilfreich sein.

Es gibt ein Überangebot an Informationsquellen zur aktuellen Situation. Informiere dich nur einmal täglich. Das genügt, um immer „auf dem Laufenden“ zu sein. Sammle ausschließlich sachliche und seriöse Informationen, um unnötige Panikmache oder unseriöse Angebote zu verhindern. Weitere Tipps dazu findet man beim Bundesverband Deutscher Psychologen.

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